Die Bestatterin
Titelthema der Südtiroler Tageszeitung vom 9. März 2019
„Für die 30-jährige Magdalena Schwienbacher ist Sterben Alltag. Sie ist Südtirols erste und einzige Bestatterin mit Meisterprüfung. Ein Gespräch über besondere Wünsche, Klischees und prägende Erlebnisse.“
„Für die 30-jährige Magdalena Schwienbacher ist Sterben Alltag. Sie ist Südtirols erste und einzige Bestatterin mit Meisterprüfung. Ein Gespräch über besondere Wünsche, Klischees und prägende Erlebnisse.“
Tageszeitung: Frau Schwienbacher, wer sich einen Bestatter vorstellt, hat vermutlich als erstes einen älteren Herrn im dunklen Anzug vor Augen. Warum wird aber eine junge Frau Bestatterin?
Magalena Schwienbacher: Das Schöne an meinem Beruf ist, dass man den Menschen helfen und beistehen kann, wenn es ihnen schlecht geht. Das ist für mich kein Job, sondern eine Berufung. Denn ich bin mit dem Ganzen aufgewachsen. Bereits mein Urgroßvater war Bestatter. Er hat vor über 100 Jahren unser Bestattungsunternehmen gegründet. Seitdem sind nicht nur mein Großvater und mein Vater, sondern auch ich in seine Fußstapfen getreten. Ich bin also bereits die vierte Generation in unserem Familienunternehmen. Mittlerweile sind es schon neun Jahre, dass ich in diesem Geschäft arbeite.
Also war Ihr Weg bereits vorbestimmt?
Fragt man ein Kind oder einen Teenager nach seinem Traumberuf, so wird man kaum die Antwort Bestatter oder Bestatterin erhalten. So war es auch ein Stück weit bei mir. Nach der Matura habe ich zunächst nicht daran gedacht, als Bestatterin zu arbeiten. Auch deshalb, da ich schon von klein auf eher empfindlich war. Deshalb war auch mein Vater am Anfang etwas skeptisch. Er war sich nicht sicher ob mir das gefallen würde und ob ich es überhaupt schaffe. Denn man muss sagen, nicht jeder Verstorbene schaut so aus, als wäre er gerade erst friedlich eingeschlafen. Manche Menschen sind auch von Krankheiten und Leidenswegen stark gekennzeichnet. Oft ist es auch so, dass wir als Bestatter zu einer Unfallstelle gerufen werden. Da darf man dann keine Berührungsängste haben.
Wie schaffen Sie es dann den Anblick und Kontakt mit den Verstorbenen zu verarbeiten?
Es hat mir von Anfang an geholfen, dass ich mit meinem Vater über das Erlebte und meine Eindrücke reden konnte, und nun auch mit meinem Mann. Das ist sehr wichtig für mich. Es gibt natürlich Momente, die mir sehr nahe gehen, wenn zum Beispiel junge Menschen oder Kinder sterben. Das geht natürlich nicht spurlos an mir vorbei. Denn nur weil man Bestatter ist, heißt das nicht, dass man weniger Gefühl hat oder einem das kalt lässt. Im Gegenteil. Es bleibt immer eine Erinnerung zurück. Vergessen kann man so etwas nie. Ich habe aber gelernt, das Ganze nicht zu sehr an mich herangehen zu lassen. Zudem gibt es mir Kraft, wenn ich weiß, dass ich die betroffenen Familien unterstützen kann und sie einem auch sichtlich dankbar sind, dass man da ist.
Hier können Sie das pdf mit dem vollständigen Inhalt des Interviews herunterladen
Magalena Schwienbacher: Das Schöne an meinem Beruf ist, dass man den Menschen helfen und beistehen kann, wenn es ihnen schlecht geht. Das ist für mich kein Job, sondern eine Berufung. Denn ich bin mit dem Ganzen aufgewachsen. Bereits mein Urgroßvater war Bestatter. Er hat vor über 100 Jahren unser Bestattungsunternehmen gegründet. Seitdem sind nicht nur mein Großvater und mein Vater, sondern auch ich in seine Fußstapfen getreten. Ich bin also bereits die vierte Generation in unserem Familienunternehmen. Mittlerweile sind es schon neun Jahre, dass ich in diesem Geschäft arbeite.
Also war Ihr Weg bereits vorbestimmt?
Fragt man ein Kind oder einen Teenager nach seinem Traumberuf, so wird man kaum die Antwort Bestatter oder Bestatterin erhalten. So war es auch ein Stück weit bei mir. Nach der Matura habe ich zunächst nicht daran gedacht, als Bestatterin zu arbeiten. Auch deshalb, da ich schon von klein auf eher empfindlich war. Deshalb war auch mein Vater am Anfang etwas skeptisch. Er war sich nicht sicher ob mir das gefallen würde und ob ich es überhaupt schaffe. Denn man muss sagen, nicht jeder Verstorbene schaut so aus, als wäre er gerade erst friedlich eingeschlafen. Manche Menschen sind auch von Krankheiten und Leidenswegen stark gekennzeichnet. Oft ist es auch so, dass wir als Bestatter zu einer Unfallstelle gerufen werden. Da darf man dann keine Berührungsängste haben.
Wie schaffen Sie es dann den Anblick und Kontakt mit den Verstorbenen zu verarbeiten?
Es hat mir von Anfang an geholfen, dass ich mit meinem Vater über das Erlebte und meine Eindrücke reden konnte, und nun auch mit meinem Mann. Das ist sehr wichtig für mich. Es gibt natürlich Momente, die mir sehr nahe gehen, wenn zum Beispiel junge Menschen oder Kinder sterben. Das geht natürlich nicht spurlos an mir vorbei. Denn nur weil man Bestatter ist, heißt das nicht, dass man weniger Gefühl hat oder einem das kalt lässt. Im Gegenteil. Es bleibt immer eine Erinnerung zurück. Vergessen kann man so etwas nie. Ich habe aber gelernt, das Ganze nicht zu sehr an mich herangehen zu lassen. Zudem gibt es mir Kraft, wenn ich weiß, dass ich die betroffenen Familien unterstützen kann und sie einem auch sichtlich dankbar sind, dass man da ist.
Hier können Sie das pdf mit dem vollständigen Inhalt des Interviews herunterladen