„Der Tod gehört zum Leben dazu“
Magdalena Schwienbacher hat einen außergewöhnlichen Beruf. Sie erweist Toten die letzte Ehre und begleitet Trauernde, über den Schmerz des Verlustes hinwegzukommen. Als Bestatterin übt sie eine Tätigkeit aus, die viele fasziniert aber auch abschreckt. Im Interview mit klar.text spricht die 28-Jährige über ihre Arbeit und den Tod.
Interview in der Tageszeitung Dolomiten vom 15.05.2017
Interview in der Tageszeitung Dolomiten vom 15.05.2017
Magdalena, wie bist du zu deinem Beruf gekommen?
Magdalena Schwienbacher: Der Beruf liegt bei uns schon in der Familie. Ich übe ihn nun in der vierten Generation aus. Was natürlich nicht heißt, dass mich dies automatisch zu meinen Beruf geführt hat. Das Interesse kam im Laufe der Zeit. Als für mich der Entschluss feststand, dass ich diesen Beruf erlernen möchte, habe ich mich für ein Praktikum in einem Bestattungsunternehmen in München beworben und bekam nach kurzer Zeit auch schon die Zusage. Hier bekam ich dann auch gleich die Möglichkeit, die Ausbildung zur geprüften Bestatterin zu machen. Es war eine Zeit, in der ich viel gelernt habe. Noch während meiner Ausbildung habe ich gemeinsam mit meinen Eltern 2010 ein Büro in Meran eröffnet. Da mich aber der Ehrgeiz packte, beschloss ich nach dem geprüften Bestatter direkt mit meiner Aus- bildung zum Meister weiter zu machen. In dieser Zeit habe ich in Meran gearbeitet und bin zusätzlich zu allen Kursen nach Deutschland gereist. Kaum hatte ich den „Funeralmaster“, also den „Bestattermeister“ geschafft, kam in Deutschland eine neue Regelung heraus, welche die Möglichkeit bot, einen weiteren Meister zu machen und zwar mit Meisterbrief und auch diesen habe ich noch drangehängt. Heute kann ich sagen, dass ich die die einzige ausgebildete Bestatterin mit Meisterprüfung in Südtirol bin.
Wie hat dein Umfeld auf deine Berufswahl reagiert?
Magdalena Schwienbacher: Meine Eltern waren zu Beginn skeptisch, da sie ja genau wussten, was auf mich zukommt. In meinem Freundeskreis haben alle meinen Berufswunsch locker aufgenommen. Und wenn ich heute jemanden kennenlerne und man im Gespräch auf meinen Beruf zu sprechen kommt, dann sind zwar viele erstaunt über meine Berufswahl, aber auch sehr interessiert. Wirklich negative Erfahrungen habe ich noch nie gemacht.
War es für dich nie ein Problem mit Verstorbenen zu arbeiten?
Magdalena Schwienbacher: Nein, eigentlich nicht. Ich muss vorausschicken, dass ich sowohl bei meinen Eltern im Unternehmen, als auch bei meinem Arbeitgeber in München Schritt für Schritt und sehr professionell in die Arbeit mit Verstorbenen eingeführt wurde. Das hat mir sehr geholfen.
Für viele Menschen ist der Tod noch immer ein Tabuthema. Warum ist das so?
Magdalena Schwienbacher: Das ist schwierig zu sagen. Der Tod gehört zum Leben dazu. Es ist ein Kreislauf, den wir tagtäglich in der Natur erleben, aber nicht bewusst wahrnehmen. Einen geliebten Menschen zu verlieren, ist für niemanden leicht und deshalb denke ich, ist dieses Thema für viele schwierig.
Was macht es mit einem, wenn man tagtäglich mit dem Tod konfrontiert ist?
Magdalena Schwienbacher: Das ist eine interessante Frage. Ich denke, dass es einen nicht groß verändert. Vielleicht lebt und erlebt man bestimmte Sachen bewusster und intensiver. Es macht mich aber nicht nachdenklicher, trauriger oder ängstlicher, auch wenn ich weiß, wie schnell ein glückliches Leben vorbei sein und was alles passieren kann. Man muss lernen, damit umzugehen und nicht alles nahe an sich ranzulassen.
Gibt es Momente, die du als belastend empfindest?
Magdalena Schwienbacher: Belastend ist das falsche Wort. Es gibt Momente, die mir sehr nahe gehen, wenn zum Beispiel junge Menschen oder Kinder sterben. Dennoch ist es wichtig, eine gewisse Distanz zu wahren und professionell zu arbeiten. Mir ist es wichtig, dass ich meine Arbeit gut mache und die Wünsche der Angehörigen erfülle. Wenn ich den Menschen dabei helfe, Probleme, die sie durch den Verlust einer geliebten Person erleiden, zu bewältigen, dann habe auch in einen Teil dazu beigetragen, einen würdevollen und „schönen“ Abschied für die Angehörigen zu gestalten.
Wie gut kannst du abschalten?
Magdalena Schwienbacher: Da unser Beruf ein 24 Stunden Job für 365 Tage im Jahr ist, kann man den Beruf natürlich nie ganz ausblenden. Dennoch versuche ich abzuschalten. Das kann ich am besten, wenn ich Zeit mit meiner Familie und mit Freunden verbringe.
Was gefällt dir an deinem Beruf am meisten?
Magdalena Schwienbacher: Es freut mich, wenn ich für die Menschen da sein und gemeinsam mit ihnen eine würdevolle Abschiedsfeier für die Verstorbenen organisieren kann. So kann ich ihnen etwas abnehmen und ihnen gleich- zeitig Zeit zum Trauern geben. Natürlich gibt es auch Angehörige, die selbst viel übernehmen. Aber auch hier unterstütze ich sie, damit nichts vergessen wird. Das Schönste an meinem Beruf ist der Dank, der zurückkommt. Der gibt nicht nur die Bestätigung, dass man den Job gut ge- macht hat, sondern schenkt Kraft und Energie, die Arbeit weiterhin so gut zu machen.
Gibt es junge Menschen, die sich für diesen Beruf interessieren?
Magdalena Schwienbacher: Sicherlich gibt es immer wieder junge Menschen, die neugierig auf den Beruf sind. Ich hatte erst neulich eine Gruppe von Firmlingen bei uns im Unternehmen, die sich mit dem Thema Bestattung und Grenzerfahrungen im Zuge ihrer Vorbereitung auf die Firmung auseinandergesetzt hat. Das fand ich toll, denn alle waren mit sehr viel Interesse dabei. Aufklärungsarbeit zu leisten ist wichtig, damit der Tod weniger ein Tabuthema ist.
Interview: Isabel Meraner
Magdalena Schwienbacher: Der Beruf liegt bei uns schon in der Familie. Ich übe ihn nun in der vierten Generation aus. Was natürlich nicht heißt, dass mich dies automatisch zu meinen Beruf geführt hat. Das Interesse kam im Laufe der Zeit. Als für mich der Entschluss feststand, dass ich diesen Beruf erlernen möchte, habe ich mich für ein Praktikum in einem Bestattungsunternehmen in München beworben und bekam nach kurzer Zeit auch schon die Zusage. Hier bekam ich dann auch gleich die Möglichkeit, die Ausbildung zur geprüften Bestatterin zu machen. Es war eine Zeit, in der ich viel gelernt habe. Noch während meiner Ausbildung habe ich gemeinsam mit meinen Eltern 2010 ein Büro in Meran eröffnet. Da mich aber der Ehrgeiz packte, beschloss ich nach dem geprüften Bestatter direkt mit meiner Aus- bildung zum Meister weiter zu machen. In dieser Zeit habe ich in Meran gearbeitet und bin zusätzlich zu allen Kursen nach Deutschland gereist. Kaum hatte ich den „Funeralmaster“, also den „Bestattermeister“ geschafft, kam in Deutschland eine neue Regelung heraus, welche die Möglichkeit bot, einen weiteren Meister zu machen und zwar mit Meisterbrief und auch diesen habe ich noch drangehängt. Heute kann ich sagen, dass ich die die einzige ausgebildete Bestatterin mit Meisterprüfung in Südtirol bin.
Wie hat dein Umfeld auf deine Berufswahl reagiert?
Magdalena Schwienbacher: Meine Eltern waren zu Beginn skeptisch, da sie ja genau wussten, was auf mich zukommt. In meinem Freundeskreis haben alle meinen Berufswunsch locker aufgenommen. Und wenn ich heute jemanden kennenlerne und man im Gespräch auf meinen Beruf zu sprechen kommt, dann sind zwar viele erstaunt über meine Berufswahl, aber auch sehr interessiert. Wirklich negative Erfahrungen habe ich noch nie gemacht.
War es für dich nie ein Problem mit Verstorbenen zu arbeiten?
Magdalena Schwienbacher: Nein, eigentlich nicht. Ich muss vorausschicken, dass ich sowohl bei meinen Eltern im Unternehmen, als auch bei meinem Arbeitgeber in München Schritt für Schritt und sehr professionell in die Arbeit mit Verstorbenen eingeführt wurde. Das hat mir sehr geholfen.
Für viele Menschen ist der Tod noch immer ein Tabuthema. Warum ist das so?
Magdalena Schwienbacher: Das ist schwierig zu sagen. Der Tod gehört zum Leben dazu. Es ist ein Kreislauf, den wir tagtäglich in der Natur erleben, aber nicht bewusst wahrnehmen. Einen geliebten Menschen zu verlieren, ist für niemanden leicht und deshalb denke ich, ist dieses Thema für viele schwierig.
Was macht es mit einem, wenn man tagtäglich mit dem Tod konfrontiert ist?
Magdalena Schwienbacher: Das ist eine interessante Frage. Ich denke, dass es einen nicht groß verändert. Vielleicht lebt und erlebt man bestimmte Sachen bewusster und intensiver. Es macht mich aber nicht nachdenklicher, trauriger oder ängstlicher, auch wenn ich weiß, wie schnell ein glückliches Leben vorbei sein und was alles passieren kann. Man muss lernen, damit umzugehen und nicht alles nahe an sich ranzulassen.
Gibt es Momente, die du als belastend empfindest?
Magdalena Schwienbacher: Belastend ist das falsche Wort. Es gibt Momente, die mir sehr nahe gehen, wenn zum Beispiel junge Menschen oder Kinder sterben. Dennoch ist es wichtig, eine gewisse Distanz zu wahren und professionell zu arbeiten. Mir ist es wichtig, dass ich meine Arbeit gut mache und die Wünsche der Angehörigen erfülle. Wenn ich den Menschen dabei helfe, Probleme, die sie durch den Verlust einer geliebten Person erleiden, zu bewältigen, dann habe auch in einen Teil dazu beigetragen, einen würdevollen und „schönen“ Abschied für die Angehörigen zu gestalten.
Wie gut kannst du abschalten?
Magdalena Schwienbacher: Da unser Beruf ein 24 Stunden Job für 365 Tage im Jahr ist, kann man den Beruf natürlich nie ganz ausblenden. Dennoch versuche ich abzuschalten. Das kann ich am besten, wenn ich Zeit mit meiner Familie und mit Freunden verbringe.
Was gefällt dir an deinem Beruf am meisten?
Magdalena Schwienbacher: Es freut mich, wenn ich für die Menschen da sein und gemeinsam mit ihnen eine würdevolle Abschiedsfeier für die Verstorbenen organisieren kann. So kann ich ihnen etwas abnehmen und ihnen gleich- zeitig Zeit zum Trauern geben. Natürlich gibt es auch Angehörige, die selbst viel übernehmen. Aber auch hier unterstütze ich sie, damit nichts vergessen wird. Das Schönste an meinem Beruf ist der Dank, der zurückkommt. Der gibt nicht nur die Bestätigung, dass man den Job gut ge- macht hat, sondern schenkt Kraft und Energie, die Arbeit weiterhin so gut zu machen.
Gibt es junge Menschen, die sich für diesen Beruf interessieren?
Magdalena Schwienbacher: Sicherlich gibt es immer wieder junge Menschen, die neugierig auf den Beruf sind. Ich hatte erst neulich eine Gruppe von Firmlingen bei uns im Unternehmen, die sich mit dem Thema Bestattung und Grenzerfahrungen im Zuge ihrer Vorbereitung auf die Firmung auseinandergesetzt hat. Das fand ich toll, denn alle waren mit sehr viel Interesse dabei. Aufklärungsarbeit zu leisten ist wichtig, damit der Tod weniger ein Tabuthema ist.
Interview: Isabel Meraner